"Klein" ist schlecht
   
  Abgefasst und erstmals publiziert von Ka E. am 28.2.2011
   
 

An einer Mittagssendung vor etwa zwei Wochen hat Prof. Kunz, Uni Bern, in etwa die folgende Aussage gemacht, Zitat: „Die Schweiz sitzt immer am kürzeren Hebelarm. Wegen ihrer Grösse. Als kleiner Staat.“ Anlass waren die anstehenden Verhandlungen in den bilateralen Verträgen mit der EU.

Diese Aussage eines gescheiten Menschen hat mich zum Nachdenken gebracht.  Ich trage das Problem seither mit mir herum.

Es folgt ja eigentlich daraus, dass Kleinheit schlecht ist.  Ja, keine Existenzberechtigung hat. Aber, wie ist es nun eigentlich?

In der Biologie. Es gibt viele kleine Arten. Lebewesen, Pflanzen, Tiere,  die sich in ihrem (Nischen)-Gebiet bestens halten und weiterentwickeln. Aber andere verschwinden auch, oft verursacht durch den Menschen. Sogar beim Homo sapiens behaupten sich Kleinere, an physischen Kräften schwächere. Der Neandertaler sei jedoch ausgestorben, weil er zu faul zur genügenden Reproduktion gewesen sei (!?).  Auf dem Pausenplatz dominiert der Grössere, Starke (trotz den Bemühungen unserer modernen Pädagogen!) Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass physische Kräfte mit anderen Methoden kompensiert werden können…

In der Geschichte. Zahlenmässig grosse  Stämme, Völker dominieren. Besitzen grössere Staatsgebiete. Greifen kleinere an. Dehnen sich aus. Dabei wurden viele Völker und Stämme ausgelöscht. Etwa die Hethiter, die Kimbern, viele Indianerstämme. Jedoch: Reiche, die sich ausdehnten, andere Völker beherrschten, zerfielen alle oder wurden in Kriegen besiegt und auf ihr ursprüngliches Gebiet zurückgedrängt. Das Reich Alexanders, das Römische Reich,  das Reich Karls des Grossen, das Türkenreich, das Reich Napoleons, Österreich-Ungarn, das Tausendjährige Reich, das Britische Commonwealth, die Sowjetunion.

Aber, wenn man genau hinschaut, behaupten sich die Kleinen auch. Sogar in kriegerischen Auseinandersetzungen gegen grössere. Nicht zuletzt die Schweiz. Die grosse Mehrheit der Uno-Mitglieder sind doch eigentlich kleinere Staaten. Sie behaupten sich.

Viele Intellektuelle und auch Politiker in unserem Land fühlen sich nicht wohl. Möchten zu etwas grösserem gehören. Haben Sehnsucht nach geistiger und kultureller Weite. Ausgedrückt etwa im Buch „Unbehagen im Kleinstaat“ von Karl Schmid.

Die EU ist ein Grossgebilde.

Werden wir mit solchen Aussagen auf den Beitritt vorbereitet?

Ich erwarte kritische Kommentare.