Verzweiflungstaten im Atomausstieg
   
  Publiziert von A. + T.M. am 11.7.2012
   
 

E-Mail an die BKW

Sehr geehrter, lieber Herr Oscar

Wir bekamen Post von Ihnen. Zuerst waren wir erstaunt, dann überrascht, dann wütend und schliesslich verärgert. Sie sagen uns, wir hätten im letzten Jahr 6 % mehr Energie verbraucht als unsere Nachbarn im Durchschnitt. Wir: 3962 kWh, unsere Nachbarn: ein mittleres Dorf im Berner Oberland.

Wir wohnen in einem Passiv-Haus (Zertifikat Minergie BE-016-P). Alle Geräte sind neu mit Energieverbrauchsstufe A (Kochen, Backen, Kühlschrank, Waschmaschine). Ihren Ratschlag, mit 40° zu waschen, befolgen wir seit Jahren. Den Ratschlag, auf das bis jetzt immer als fortschrittlich gepriesene Gerät des Tumbler zu verzichten, können wir leider nicht befolgen: wir haben keinen. Viele Lampen, bzw. bald alle wo möglich, sind Energiesparlampen. Kaffeemaschine: keine. Radiowecker: keinen. PC, Radio, Fernsehen schalten wir mit Kippschalter aus wenn nicht benützt. Netzfreischalter im Obergeschoss. Dagegen: Gelegentlich wird das Handy und die Digitalkamera aufgeladen. Und, als letzter Komfort: Gelegentlich nehmen wir ein Vollbad (kein Whirlpool), statt Fahrt ins Wellness-Center!

Nun, bitte, sagen Sie uns, sehr geehrter, lieber Herr Oscar, was wir nun noch tun sollen? Unseres Erachtens bleibt nur noch: Badewanne raus, Kerzen einführen, Kochen und Heizen mit Holz oder Kohle? Und damit wiederum zurück zu CO2-Ausstoss? Verzicht auf die heutige Zivilisation?

Trotz unseren beschriebenen Massnahmen und unserem Verhalten ist der durchschnittliche Stromverbrauch unserer Dorfgenossen also tiefer. Ja, folglich muss bei deren Mehrheit, und damit wohl auch in der ganzen Schweiz der jährliche Stromverbrauch pro Haushalt auch sehr viel tiefer sein als der unsrige.

Ist Ihr Ziel, einen tiefen durchschnittlichen Stromverbrauch zu erreichen, im Grunde schon heute erfüllt? Und daraus folgt die Frage: Wozu denn noch Ihre Kampagne, die Millionen kostet und Energie verbraucht? Und gar Milliarden an weiteren Investitionen für Energiesparmassnahmen auslösen könnte, welche bezüglich Stromverbrauch das Gegenteil bewirken werden, Gebäudedämmungen, Wärmepumpen, neue elektrische Geräte und Lampen (Herstellung und Entsorgung der alten). Ist es Geschäftigkeit, um Ihrer Regierung zu gefallen? Oder ist Ihr Brief etwa eine versteckte Drohung, dass Sie uns demnächst den Strom abstellen werden bzw. müssen?

Sehr geehrter, lieber Herr Oscar, wir glauben nicht, dass Sie dieses E-Mail lesen (zu geschäftig), noch dass Sie es reflektieren, und noch weniger, dass wir eine Antwort erhalten.

Trotzdem schicken wir es Ihnen. Es enthält die Beschreibung einer Situation wie sie ist.

Freundliche Grüsse

A. + T. M.

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Von:  oscar@bkw-fmb.ch
Datum:Mittwoch, 11. Juli 2012
An:  a.m.
Betreff: Erinnerung von Oscar / Rappel d'Oscar

Guten Tag,
Kommen Sie mich doch wieder einmal besuchen und vergessen Sie nicht Ihren Zählerstand einzutragen.

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