Marignano
  Die Schlacht der Giganten
  am 13. und 14. September 1515
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  Publiziert von Ka E. am 14.8.2016, ergänzt am 22.8.2016
 
  Aus Anlass des 500. Jahrestages haben wir den Ort des Geschehens aufgesucht und nach Relikten und Denkmälern gesucht.
 
  Gefunden:  das Schlachtfeld, il campo dei morti
 
   
  Die Via dei Giganti, "die Strasse der Riesen", mitten im Gebiet des Schlachtfeldes
 
   
  Die Kapelle "Santa Maria" in Zivido, stand schon zur Zeit der Schlacht, in der Krypta sind Knochen von Gefallenen gelagert
 
   
  Das Denkmal, am 450. Jahrestag errichtet
Ex Clade Salus, "aus der Niederlage das Heil"
 
   
  Die Via Marignano in Mezzano, wohl unverändert seit dem Cinquecento
 
   
  Die Kapelle "Madonna della Neve" mit dem Ossario (Beinhaus)
 
   
 
 
   
  Das Ossario, einige der Schädeldecken sind zertrümmert
 
   
 
   
 
   
 
  Die anderen beteiligten Kantone haben ihre Gefallenen "vergessen"
   
  Einkehr im "Antico Borgo" an der Via Marignano, die Osteria dürfte es damals bereits gegeben haben....(ohne Leuchtanschrift)
 
   
   
  Abenteuerliche Suche nach dem Schlachtfeld
   
  Angeregt durch die vielen Publikationen und durch das Buch "Marignano" von Markus Somm haben wir uns auf die Suche nach Spuren der Schlacht von Marignano gemacht. An einem heissen Sommertag, dem 26. Juli 2016, in der flimmernden Hitze der Poebene und der Gegend um Mailand.
  Das Ossarium in Mezzano und das Denkmal in Zivido war in unserem GPS nicht einmal annähernd auszumachen. Und auch auf der Landkarte war nichts darauf Hindeutendes zu finden. So steuerten wir erst nach San Giuliano Milanese, um dort zu versuchen die Via dei Giganti zu finden.
  Die einschlägige Autobahnausfahrt war gesperrt, und so führte uns die angenehme Stimme von "Susi" (unser GPS!) von der nächsten Ausfahrt um viele Ecken und Kurven mitten nach San Giuliano Milanese. Parkieren und Ausschau halten. Am besten setzen wir uns zu den älteren Herren, offensichtlich Ortsansässige, vor der nächsten Bar. Ein Gespräch, und ich eröffne, dass ich auf der Suche nach wichtigen Dingen sei. So die "Via dei Giganti". "Da, gerade gegenüber beginnt sie" sagte der Herr, der wohl etwa 400 Jahre nach der Schlacht geboren wurde, und somit nicht direkt als Zeitzeuge in Betracht kam. (Vielleicht waren es Nachkommen der Bauern, welche nach der Schlacht versprengte Eidgenossen noch erschlugen.)
  Wir fahren langsam die Strasse runter, links und rechts gesäumt von Bäumen und nicht gerade schönen Wohnblöcken, Zeugen des auch nach San Giuliano auswuchernden Mailand. Am Ende der Via dei Giganti Einbiegen in den Vorplatz vor dem vom Alten angegebenen Friedhof. Beim Eingang sitzt eine bettelnde Roma. Zu Fuss gehe ich weiter, suche nach dem Denkmal in Zivido. Therese bleibt als Wache unter schattigen Bäumen beim Auto zurück. Glühende Hitze und heisser Asphalt. Ein Denkmal scheint nicht in Sicht zu kommen; ich muss fragen, und biege in das bei diesen Umständen am besten geeignete Bestattungsinstitut ein. Aufmunternd sagt man, ich solle nur auf dieser Strasse weiter gehen. Ich gehe, die Hitze bleibt glühend und der Asphalt nähert sich dem flüssigen Zustand, jedoch kein Denkmal in Sicht. Ich biege zu einem Kiosk ab, der ja, wie überall auf der Welt, alles weiss. Nach aufmunternder Bestätigung, gehe ich weiter, und tatsächlich: ich erblicke wie angegeben die kleine Kapelle "Santa Maria" in Zivido. Daneben ist das Denkmal in Sicht. Ein Erfolg: Aber Ich drehe um, marschiere raschen Schrittes die Strasse zurück, komme schwitzend an beim Ausgangspunkt meiner Fuss-Exkursion, wo Therese inzwischen der bettelnden Roma einen Batzen ausgehändigt hat, und die mich wohl deshalb sehr freundlich begrüsst.
  Mit dem Auto, "Susi" musste nicht behilflich sein - hätte auch nicht gekonnt -, fahren wir zur Kapelle "Santa Maria" von Zivido. Denkmal "Ex Clade Salus", stille Betrachtung, Fotografieren.
  Das nächste Objekt, das Ossario in Mezzano, sei schwierig zu finden, sagte man mir im Bestattungsinstitut. Es liege auf der anderen Seite der Via Emilia. Weil "Susi" von Mezzano noch nie was gehört hatte (es palaverte etwas vom Friaul oder Venetien), fuhren wir zum Ausgangspunkt "Friedhof" beim Ende der Via dei Giganti zurück und lenkten allgemeine Richtung West. Nun begann eine Fahrt kreuz und quer im topfebenen Gelände, durch breitere und schmalere Strassen, Kurven, Felder, Vorstadtsiedlungen, Supermercati, Kreisel mit mindestens vier wahlweisen Ausfahrten. Endlich konnte ich vor einer Garage anhalten. Der erste Mann, den ich ansprach, hatte noch nie etwas von Mezzano gehört, er sei von auswärts, und verwies mich an den Garagenchef. Aber auch der Chef hatte keine Ahnung und riet mir, mal nach Melegnano zu fahren und dort weiter zu sehen.... (Der Ort "Marignano" wurde im Verlaufe der Jahrhunderte in "Melegnano" umbenannt.)
  "Susi" kannte "Melegnano" (bravo!) und wies uns von "ich weiss nicht mehr wo!" zielsicher in dessen Zentrum. Parkieren in der letzten Parklücke und Annäherung an den "bewährten" Kiosk in der Nähe. Der Mann im Kiosk wusste von Mezzano und vom Ossario della Battaglia dei Giganti. Er begann: vorne bei der weissen Wand nach rechts, dann nach links und unter der Bahnlinie durch, dann nach rechts, dann..... ich unterbrach, mir schwante nichts Gutes! "Könnten Sie mir dies nicht aufschreiben?" Fast schlug der Mann die Hände über dem Kopf zusammen, begann aber auf einem grossen Blatt Papier zu schreiben..... (offenbar hatte ich sehr nett gefragt!)
  Da trat ein Mann neben mich zum Kiosk, es fiel der Name "Mezzano", und ich bestätigte, dass ich diesen Ort suche. "Ich komme von dort, und wohne dort!" sagte er. Ein Riesenglücksfall. (Der Ort hat vielleicht zwanzig Einwohner, oder weniger.) Ich schlug vor, dass ich seinem Wagen folgen könnte. Abgemacht! Der schwitzende, schreibende Kioskmann war sehr erleichtert. Er war erst bei der dritten Abzweigung angelangt, handschriftlich - eine Kartenskizze wagte bzw. konnte er nicht zeichnen.
  Wir fahren dem "Mezzanese" nach, auf schmalen Strassen und nach vielen Kurven halten wir vor der "Madonna della Neve" mit dem Ossario, am Beginn der Via Marignano. Ich muss zugeben, dass ich diesen Ort wohl nur nach mehreren weiteren Stopps und Befragungen gefunden hätte.
  Stille Betrachtung und Fotografieren.
  Beim nachträglichen Studium der Karte und der Schlacht stellte ich fest, dass wir uns bei unserer Fahrt kreuz und quer und zu Fuss auf dem Schlachtfeld, dem Campo dei Morti bewegt hatten. Die Schlacht fand auf einer Fläche von etwa 4 mal 3 Kilometern statt. Damals weite Felder, und mit Entwässerungskanälen durchzogen.
  Die etwa dreistündige Suche nach den Relikten von Marignano war also sehr erfolgreich!
   
   
  Die Schlacht
   
  Ausgangs des Mittelalters waren die Eidgenossen wohl die gefürchtetsten Krieger Europas. Seit 1315 siegten sie in jeder Schlacht. In den Ennetbirgischen Feldzügen (1402 - 1515) kämpften die Eidgenossenschaft, das Herzogtum Mailand, Frankreich, das Haus Habsburg, der Papst und verschiedene italienische Staaten um die Vorherrschaft in Oberitalien. Die Eidgenossen und ihre Verbündeten eroberten das Tessin, das Veltlin und Chiavenna, zeitweise das Eschental, im Solde der Franzosen auch Genua und das Herzogtum Mailand.
  Machiavelli traute den Eidgenossen gar die Kontrolle über ganz Italien zu.
  Das Herzogtum Mailand wurde zum Protektorat der Eidgenossenschaft, das jedoch von Frankreich beansprucht wurde.
  So kam es am 13. und 14. September 1515 zur grossen Auseinandersetzung bei Marignano, 35'000 Franzosen inklusive deutsche Landsknechte unter König Franz I. und Venezianer gegen 22'000 Eidgenossen. Ein grausames Gemetzel, Gefangene wurden keine gemacht. Die Eidgenossen verloren die Schlacht und zogen sich zurück. Auf französischer und Venezianer-Seite 5000-8000 Gefallene, 9000-10'000 gefallene Eidgenossen, mehr als in jeder Schlacht vorher und nachher.
Die Eidgenossen zogen widerwillig, angestachelt vom Walliser Kardinal Schiner, in die Schlacht gegen das sonst verbündete Frankreich; einzelne Kantone (Bern, Biel, Fribourg, Solothurn, Wallis) setzten sich sogar ab. Die Eidgenossen hatten praktisch keine Feuerwaffen, kämpften in mittelalterlichen Gewalthaufen mit Langspiess und Hellebarde. Sie waren erst erfolgreich ins gegnerische Lager eingebrochen, am zweiten Tag jedoch durch die Feuerkraft der Franzosen, mehrere Hundert Geschütze aller Art, und die venezianische Reiterei, und Unterstützung von Verrätern, vernichtend geschlagen.
  Der Rückzug der Eidgenossen bei Marignano (mit Geleitschutz der Franzosen) gilt militärgeschichtlich als einer der ersten dokumentierten geordneten Rückzüge seit der Antike.
  Die Schlacht ist eines der einschneidendsten Ereignisse der Schweizer Geschichte. Sie markiert das Ende der Expansionsbestrebungen der Eidgenossenschaft und die sukzessive Entwicklung der Schweiz zum neutralen Staat. Sie beeinflusste die Reformation, Zwingli nahm als Priester an der Schlacht teil.
Es sind der Spekulationen viele, wenn die Schlacht gewonnen worden wäre. Die umliegenden Monarchien hätten eine Grossmacht Schweiz, mit weitgehend demokratischen Strukturen, nicht geduldet. Die Schweiz würde heute wahrscheinlich nicht mehr bestehen.
  Seit 1291 ist die Schweiz genau einmal erobert worden, durch Napoleon. Nur wenige Länder in Europa brachten das fertig.
  Heute wird die Schweiz von der sie vollständig umgebenden EU bedrängt, trotzdem sie ein Kleinstaat geblieben ist. Die EU versucht, die Unabhängigkeit der Schweiz zu beschneiden.
   
  Es hat viele Beschreibungen im Internet, der Schlacht, der damaligen politischen Situation, der Auswirkungen, und auch alte Stiche und Zeichnungen von Augenzeugen. Schauen Sie als erstes mal in Wikipedia nach.
   
 
   
   
 
 
 
  Ka E.