Magische Wanderung  
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  Als einsamer Wanderer gehe ich auf Pfaden der Magie und Nostalgie im Habkerntal  
  15. Juli 2015  
     
Ich steige, früh am Morgen, in den Bus, fahre nach Interlaken und nach Habkern hinauf. Nach Konsultation der Karte wähle ich den Weg Richtung Schwendi. Nach der Brücke über den Traubach verlasse ich das Strässchen, gehe über die alte, schindelgedeckte Bolbach-Brücke den kaum erkennbaren Fussweg recht steil hinauf. Bei der Häusergruppe von Schwendi angekommen entsinne ich mich alten Zeiten und zweige nicht wie erst geplant in den Fussweg ab, sondern gehe das Strässchen nach Tschieme weiter.
  Letzten Herbst waren es siebzig Jahre her, seit ich im Kinderheim "Maiezyt" drei Monate zur Kur weilte. Ich war schwer krank, man sagte, es sei eine Brustfellentzündung. Ein Arzt sagte mir später, dass es eine veritable Tb gewesen sei, die damals nicht alle überlebten.   
     
   
  Strässchen Schwendi - Tschieme.  
     
  Nach einer Strassenkurve, ja, das könnte es doch sein, ich erkenne es nach siebzig Jahren! Ich nähere mich der Häusergruppe, fotografiere.  
     
   
     
  Da hinten ist es, das Haupthaus. Ich streiche ums Haus herum. Jeden Tag musste ich mehrere Stunden liegen und ruhen, dies war wohl im zweiten Stock. Und ich hatte Lengizyt, als mich mein Ätti ablieferte.  
     
  Ein Man gesellte sich zu mir, sagte das "Maiezyt" sei längst kein Kinderheim mehr. Es habe eine interessante Geschichte. So seien die Kinder der Hitler-Attentäter 1944 hier untergebracht worden. Es könnte also sein, dass sie sich zu meiner Zeit auch dort aufhielten, ich erinnere mich nicht.  
  Jetzt ist es ein ganz spezieller "Hof" geworden, siehe www.hofmaiezyt.ch  
   
  Nostalgie pur!  
     
  Und was seh' ich da unten:  das ist doch das Haus, in dem die Schule untergebracht war. Als Knirps durfte ich doch da mit den Grossen auch zur Schule gehen, als Hauptprobe sozusagen. Da war ich stolz. Erst im nächsten Jahr durfte ich ja in die "richtige" Schule gehen!  
  Der Mann bestätigte mir, dass da tatsächlich die Schulstube war und dort die "grossen" Kinder unterrichtet wurden..  
     
   
     
  Ich gehe zurück zur Schwendi. Und grüsse die Habker-Bauern, die an den steilen Hängen mähen, oder mit dem gut schmeckenden Bschüttifass ausfahren.....  
     
  Noch einen Blick von Schwendi auf das Dorf Habkern.  
   
     
  Eine andere Welt tut sich auf:  
   
  ....die Nordseite des Hardergrats, Wald, steil, mit Fels durchsetzt, einsam, geheimnisvoll....  
     
   
  ...der Fussweg geht steil hinunter, zum Brüggli über den Lombach...  
     
  ...auf der anderen Seite steil wieder hinauf. Ich keuche, schwitze, trotz schattigem Wald, der Tritt ist unsicherer geworden, ist es die warme Witterung oder das Alter?.....  
     
  Ein fletschender Hund, schwarz, kommt mir im schmalen Pfad entgegen. Er gehört nicht den Habkerzwergen, sondern dem pensionierten Oberförster, der nachfolgt, er, immer noch auf seinen einsamen Wegen, beruhigt mich, der Hund sei "zahm wie.......!?  
  Ein interessantes Gespräch entwickelt sich, man hat Zeit, er und ich! Der Mann ist weit in der Welt herumgekommen. Er ist begeistert von der Gastfreundschaft der Muslime, ist gegen die Amerikaner, und er sei Atheist. Hält aber doch zu den Muslimen. Alles Ansätze für mich, da einigen Fragen nachzugehen. Es stellt sich heraus, dass er jahrelang bei den Kalasha im Hindukusch lebte. Sie sind nicht Muslime, sondern haben eine eigene polytheistische Religion. Und der schwarze knurrende Hund zieht seine Kreise um uns.  
  Er, ledriges faltiges Gesicht, und ich gehen in Frieden unsere Wege, nicht ohne vorher noch über geheimnisvolle Kraftorte gesprochen zu haben  
     
  Der steile rutschige Abhang unter der Roteflue mündet in eine ebene Weideterrasse. Der Luegiboden. Ich nähere mich erwartungsvoll. Die Kelten sollen dort dem Gott "Lug" geopfert haben.  
  Schon fast bin ich dort. Da kommt mir langsam ein Auto im schmalen, mit hohem Gras bewachsenen Strässchen entgegen. Das Fenster wird heruntergelassen. Ein gemütliches Gespräch mit einem Einheimischen entspinnt sich. Über die Habker, über die Böniger.... er kennt unsere Familie besser als ich....(!)  
     
   
  Das Auto dreht um, fährt zurück. Die grosse Stille.  
     
  Ja, und jetzt:  
   
   
   
   
  Fast unbemerkt, finde ich mich auf dem grossen Stein. Unten die freundliche, mit Birken und eleganten Bergtannen bewachsene einsame Wiese. Eine ruhige Insel in der schroffen Umgebung.  
  Das wirkt beruhigend.  
  Ich suche ein schönes Plätzchen. Sitze ab, schaue um mich. Esse mein Brot und trinke. Strecke mich hin. Ich stelle mir vor, dass Menschen seit Jahrtausenden von der Kraft angezogen werden, die von diesem Stein ausgeht.   
  Mehr als zwei Stunden weile ich dort. Hänge meinen Gedanken nach, den Problemen, die ich zur Zeit wälze.  
  Die Zweige bewegen sich. Ein Eichhörnchen kommt in meine Nähe. Entfernt sich wieder. Hat es mich bemerkt?  
  Ich glaube, die Umgebung immer besser wahrzunehmen. Sehe Details, die ich vorher nicht gesehen hatte.  
     
  Dann gehe ich langsam auf die Wiese hinunter. Da sitzt eine Frau an einer anderen Stelle des Steins, scheint zu meditieren. Ihr Kommen habe ich nicht bemerkt.  
     
  Die Wiese des Luegibodens:  
   
     
  Links der Stein sichtbar.  
   
   
   
  Und da ist er, der mit Sicherheit grösste Findling der Schweiz. 5000 Kubikmeter gross.  
  Im Gegensatz zum Kalkgestein der Umgebung besteht der Luegibodenstein aus dem seltenen Habkerngranit. Das grobkörnige Gestein hat seine rötliche Farbe vom fleischroten Feldspat. Die stark glänzenden Quarzkörner spielen ins Gelbliche bis Grünliche.  
  In der frühen Phase der Alpenbildung stand in dieser Region ein Gebirge aus diesem Urgestein. Vor etwa 70 Millionen Jahren, so las ich irgendwo (zu überprüfen). Der harte Granit verwitterte in Millionen von Jahren zu Sand und Schlamm. Einzelne Blöcke versanken im Sediment des Flyschmeers, wurden zugedeckt.  
  Und einzelne Blöcke kamen später wieder zum Vorschein. Der Luegibodenblock ist der grösste von ihnen. Einige kleinere Blöcke sollen unten im Bett des Lombachs liegen....  
     
   
  Hier, 300 Meter oberhalb des Luegisteins, im steilen Berghang ist das Zwärgliloch, oder auch Mamilchloch genannt.  
  Es ist energetisch verbunden mit dem Luegibodenstein und der Terrasse. Das Wasser, das sich in der Höhle sammelt, tritt unten auf der Terrasse wieder als sprudelnder Quell an die Oberfläche.  
Ein Abteil der Höhle, Zwärglistube genannt, sei stets sauber aufgeräumt. Und alles was Menschen dort hinterlassen sei am nächsten Tag verschwunden. Einer der Aufenthaltsorte der Habkernzwerge....
  Das Zwärgliloch ist nur sehr schwer zu erreichen, und es ist dort Steinschlaggefahr. Von den Zwergen ausgelöst.........?  
     
  Nach der Begehung der Terrasse und nochmaligem kurzen Aufenthalt auf dem Luegistein gehe ich den Weg weiter.  
  Und siehe da:  ich finde den Goldstein, auch Geldstein genannt. Ein weiterer Findling. Diesmal aus Sandstein. Er ist etwa zwei Meter hoch.  
     
   
  Unter dem Stein sei ein Topf voll Gold oder Geld vergraben.  
  Zwei Habker gruben danach. Als sie den Topf freigelegt hatten, erschien eine schwarze Schlange und schlug die Schatzgräber mit wildem Gehabe in die Flucht.   
     
   
  Ich sage den Ort nicht, wo der Goldstein ist.  
  Vielleicht grabe ich da mal. Grabspuren sind am Stein sichtbar. Oder ich halte mit der schwarzen Schlange ein Zwiegespräch, was einen energetischen Schub auslösen solle....  
     
  Ich gehe meinen Weg weiter....  
     
   
  Ausblick nach Habkern...  
     
   
  Wieder Ausblick, ganz hinten die Senke des Grünenbergpasses, dann Trogenhorn...  
     
   
  Blick zurück an den steilen Hardergrat...  
     
  Und dann:  die grosse Entdeckung:  
     
   
  Am Wegesrand ein Block Habkergranit. Die wenigen noch vorhandenen Blöcke sind also nicht nur im Bachbett des Lombachs zu finden....  
     
     
   
  Im obersten Vorewaldweidli  
     
   
  Im unteren Vorewaldweidli  
     
  Und was kommt jetzt da?  
     
  Da sperrt jemand ab!  
   
  Habe ich die Habkerzwerge geärgert? Ich weiss jetzt nämlich wo sie wohnen!  
     
  Schon wieder:  
     
   
  Da muss man sich bücken...  
     
  Und schon wieder:  
     
   
  Hab' ich die braven Habkerzwerge wirklich so verärgert?  
     
     
   
  Ob St. Niklausen, Ausblick Richtung Thunersee  
     
   
  Endlich in St. Niklausen  
     
   
  Nach Hause, hier unten bei 35 Grad Hitze...  
  .....ganz langsam, noch über den Panoramaweg, wo Goethe und Mendelssohn schon gingen....  
     
  In Interlaken-Ost steige ich in den Bus, um dem Hitzschlag zu entgehen...  
     
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  Idee und Informationen von Pier Hänni, "Magisches Berner Oberland"  
  und Idee zur Niederschrift von Franz Hohler, "Immer höher"  
     
     
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